Flexibilität bei Bushaltestellen – Egal ob Postauto oder Wohnmobil

Flexibilität bei Bushaltestellen – Egal ob Postauto oder Wohnmobil
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#Mobility #Camping #KurzzeitCampingplätze #UmstrukturierungBushaltestellen

Kontext
Knapp 3'000 Bushaltestellen stehen der PostAuto AG alleine im Kanton Bern zur Verfügung. Lange nicht alle werden über das ganze Jahr und schon gar nicht zu jeder Tageszeit von den Bussen und Postautos genutzt. Speziell in der Nacht werden die Bushaltestellen grösstenteils nicht befahren und stehen daher während einem bestimmten Zeitraum leer.

Auf der anderen Seite hat durch die Coronapandemie das Campen in der Schweiz stark an Popularität gewonnen. Bei Camper, die gerne flexibel unterwegs sind, besteht jedoch oft das Problem, dass sie erst sehr spät bei den Campingplätzen ankommen und dann die Rezeption schon geschlossen hat oder dass sie schlichtweg nicht auf einem langweiligen Campingplatz übernachten wollen, sondern etwas Aussergewöhnliches möchten.

Und hier kommt unsere Idee ins Spiel!

Ziel
Das Ziel unseres Projekts beinhaltet die innovative Umstrukturierung von Bushaltestellen zu Kurzzeit-Campingplätzen. Die Haltestellen können in den Zeiträumen, in welchen keine Postautos die Haltestellen anfahren, als Stellplatz für Camper genutzt werden. Diese Bushaltestellen sollen mit Stromsäulen sowie Entsorgungsmöglichkeiten ausgestattet werden, damit ein qualitativ hochwertiges Camping-Erlebnis möglich ist. Zusätzlich sollen das Auswählen und Reservieren der Bushaltestelle sowie die Bezahlung über eine App abgewickelt werden können. So ermöglicht man den Kunden eine flexible An- und Abreise sowie ein simples Reservations-Verfahren.

Methodik
Um die Umsetzung des Projekts eigenständig zu testen, haben wir ein Pilotprojekt gestartet, in welchem wir selbst auf einer Bushaltestelle eine Nacht campiert haben. Dafür haben wir die Bewilligung der zuständigen Gemeinde, Polizei sowie der PostAuto AG eingeholt, damit alle beteiligten Parteien informiert waren, dass wir die Bushaltestelle für eine Nacht nutzen werden. Die Impressionen des Pilotprojekts haben wir in einem Video zusammengeschnitten, welches eines unserer Endprodukte ist:

Während der drei Sprints haben wir nebst dem Pilotprojekt allgemeine Recherchen, diverse Analysen und Kostenrechnungen durchgeführt, um die Idee bestmöglich zu prüfen. Zu den Analysen gehören Stakeholder-, Risiko sowie verschiedene SWOT-Analysen. Ausserdem haben wir den allgemeinen Stand und die Umsetzbarkeit des Baus der Stromsäulen, die durch Solarpanels angetrieben werden sollen, und der Entsorgungsstation, welche Abwasserentsorgung- sowie Recycling-Möglichkeiten haben sollte, geprüft. Damit ein beständiges Camping-Erlebnis ermöglicht werden kann, haben wir ebenfalls die Sicherheitsaspekte der Bushaltestellen sowie ein Grundkonzept für die rechtlichen Aspekte ausgearbeitet. Dann wurden die finanziellen Aspekte kontrolliert und für die baulichen Vorhaben und die weiteren Anforderungen ein Budget erstellt. Schlussendlich haben wir eine umfängliche Analyse der passenden Buchungs-App durchgeführt sowie sämtliche Bedingungen, welche mit dem App-Einsatz auftreten werden, kontrolliert.

Ergebnisse
Anhand unserer Recherchen, Analysen und unseres Pilotprojekts kamen wir zu folgenden Ergebnissen:

  • Finanzierung: Aufgrund des geringen Bedarfs an weiteren Infrastrukturen und Anpassungen der Haltestellen fallen niedrige Kosten an. Da je nach Arbeitsaufwand die Kosten für die Installation der diversen Ausstattungen variieren, kann kein konkreter Betrag für die anfallenden Totalkosten genannt werden. Die Fixkosten für die einzelnen Infrastrukturen, sprich die Stromsäulen sowie Entsorgungsmöglichkeiten, belaufen sich auf knapp CHF 1'300.– pro Bushaltestelle. Dieser Betrag schliesst die Kosten für die Montage sowie die Stromverbindung der Kabelsäulen am kommunalen Netz aus, da diese je nach Standort der Bushaltestellen unterschiedlich sind. Die Signalisation für die Buchungs-App "parknsleep" wird kostenlos sein. Hier werden ebenfalls die Montagekosten anfallen, welche je nach Arbeitsaufwand variieren.
  • Infrastruktur an den Haltestellen: Leider konnten wir keine Stromsäulen finden, welche unseren Ansprüchen bei den Solarpanels entsprechen würde. Daher haben wir uns für herkömmliche Camping-Stromstationen entschieden. Anderseits haben wir erkannt, dass es in der Schweiz bereits sehr viele Entsorgungsmöglichkeiten gibt. Daher würde sich eine Abwasserentsorgungs-Station an den Haltestellen nicht lohnen. Jedoch befürworten wir eine Installation einer herkömmlichen Entsorgungsstation (Recycling).
  • App: Nach intensiven Recherchen nach einer passenden App sind wir auf die App "parknsleep" gestossen. Das Motto der App hat uns von Anfang an gepackt und stimmt ebenfalls mit den Werten unseres Projekts überein: «Maximale Freiheit für Camper mit minimalem Aufwand für die Gastgeber». Durch diese App werden die Check-Ins für Gastgeber und Gast vereinfacht. Dank der übersichtlichen App-Gestaltung ist die Suche und Auswahl der Bushaltestellen oder allgemeinen Parkmöglichkeiten unkompliziert. Dadurch ist die Flexibilität und Spontanität in der Buchung für die Camper gewährleistet.
https://www.parknsleep.eu/
  • Umsetzbarkeit: Aufgrund des tiefen Aufwands für alle beteiligten Parteien (PostAuto AG, Gemeinden, Buchungs-App), stellt sich die Umsetzung des Projekts einfach dar. Die Infrastruktur der Haltestellen muss mit wenigen Ausstattungen ergänzt werden und die Finanzierung des Projekts fällt ebenfalls tief aus.

Zusätzlich ist anhand des Pilotprojekts und der Recherchen eines unserer Endprodukte entstanden. Das Video dient als Werbe-Video für die Umstrukturierung der Bushaltestellen:

Fazit und Ausblick
Im Wesentlichen sind wir sehr zufrieden mit unserer Arbeit und wie sich das Projekt bis zum Schluss entwickelt hat. Schwierigkeiten konnte wir innerhalb des Teams lösen und in neue Ideen und Lösungen umwandeln. Infolge des kontinuierlich wachsenden Teamgeists haben wir Herausforderungen zusammen gemeistert und uns gegenseitig gut unterstützt. Durch die konstruktive Zusammenarbeit konnten wir ein Projekt erstellen, welches wir alle vollkommen unterstützen.

Unser Projekt wird nun an die PostAuto AG weitergegeben. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch sie von unserer Idee begeistert ist. Gerade im Hinblick darauf, dass das Projekt der PostAuto AG, und auch allen weiteren Beteiligten, einen langfristigen Vorteil bieten würde, hoffen wir auf ein positives Feedback. Da wir uns über eine solch lange Periode mit diesem Thema und unserer Idee auseinandergesetzt haben, wäre unsere Begeisterung natürlich riesig, wenn die Idee zum einen umgesetzt werden würde und auch wenn sie schweizweit, und nicht nur im Kanton Bern, Fuss fassen könnte.

Projektgruppe 4
Gabriela Charlotte Fahrni (BBA)
Pierre-Michel Milazzo (BBA)
Robin Kenta Mühlemann (BWI)
Laura Ravo (BBA)
Dominik Schmalstieg (BBA)